DFB Präsident Grindel in Uttenweiler

DFB Präsident Grindel in Uttenweiler
Bild: Thomas Warnack

Uttenweiler sz Reinhard Grindel, seit April 2016 Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) weiß, wo er herkommt: von der Basis. Das hat er am Dienstagabend, bei seinem Besuch in Uttenweiler gezeigt. Nicht nur, weil zeigte, dass er ein offenes Ohr für die Belange der Vereine hat. Als ihm Wolfgang Dahler, Vorsitzender des SV Uttenweiler, und dessen Stellvertreterin Monika Vogel, als Abschiedsgeschenk einen Fanschal des SV Uttenweiler und eine Anstecknadel mit dem Wunsch überreichten, Grindel könne die doch beim nächsten oder übernächsten Länderspiel tragen, schmunzelten alle, inklusive Grindel selbst. Nach einer kurzen Bedenkpause kündigte er an: „Normalerweise haben wir bei Länderspielen immer eine Anstecknadel am Revers, die sich auf das betreffende Länderspiel bezieht. Aber ich schaue mal, was ich tun kann. Nein, ich trage beim Spiel in London gegen England die Nadel und hoffe, dass unsere Marketingabteilung nicht gleich in Ohnmacht fällt.“ Und so dürfte Fußball-Uttenweiler am Mittwochabend gebannt auf die Fernsehübertragung aus Dortmund geblickt haben.

Ehrenamt stärken

Reinhard Grindel ist gelernter Journalist. Von 1997 bis 1999 war er Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios in Berlin, anschließend bis 2002 Studioleiter in Brüssel. Danach saß er bis zu seiner Wahl als DFB-Präsident für die CDU im Bundestag und lange Jahre selbst im Führungsgremium eines Amateurvereins, des 1. Rotenburger SV. Grindel wirkt glaubwürdig, wenn er davon spricht, die Basis und das Ehrenamt weiter stärken zu wollen und zum Ziel hat, die „Großen“ zu Gunsten der „Kleinen“ verstärkt zur Kasse zu bitten. „Natürlich können wir nicht die Mittel, die wir bekommen, nicht direkt an kleine, klamme Vereine weitergeben. Das wäre ja auch eine Verzerrung des Wettbewerbs gegenüber denen, die seriös arbeiten“, sagt Grindel.

Ums Geld ging es auch in einem Diskussionsbeitrag von Jürgen Hinderhofer, Vorstandsmitglied des FC Mengen. Hinderhofer meinte: „Es ist doch Wahnsinn, dass ein ehrenamtlicher Kassenwart mit einem jährlichen Haushalt von um die 100 000 Euro Einnahmen und ebenso hohen Ausgaben umgehen und verbuchen muss. Die Einnahmen der Amateurvereine gründen sich auf zwei Eckpfeiler: Zum einen müssen wir jährlich bei vielen kleinen Sponsoren betteln gehen. Zum anderen sind es die Mitgliedsbeiträge. Doch die sind so niedrig, bei uns 30 Euro im Jahr, dass wir auf Dauer nicht umhin kommen, diese deutlich zu erhöhen. Und wenn wir 100 Euro verlangen, sagen vielleicht viele Eltern. Das ist uns zu teuer. Da gehen uns vielleicht viele Talente durch die Lappen.“ Anders seien die steigenden Kosten wie für Aufwandsentschädigungen für Übungsleiter nicht mehr aufzufangen. Grindel blieb in diesem Punkt eine Antwort schuldig, verurteilte aber, dass viele Vereine im Amateurbereich bereits die Übungsleiter bezahlten. Wenn man Ehrenamtliche bezahle, komme dies einer Bankrotterklärung gleich.

Grindel ließ kritische Fragen gerne zu. Dementsprechend war auch das Echo: „Ich fand es ganz interessant“, meinte Wolfgang Dahler, Vorsitzender des SV Uttenweiler. Man merke, dass Grindel von der Basis komme. „Auch im Gespräch im kleinen Kreis vor seinem Vortrag hat er sich sehr interessiert gezeigt, wollte alles wissen. Mannschaften, Sportplätze, Verein, wie viele Mitglieder und so weiter“, zeigte sich Dahler vom Gast angetan.

Das empfand auch Michael Hurler, geschäftsführender Präsident des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) so. „Ich denke, man hat gemerkt, dass Reinhard Grindel selbst von der Basis kommt.“ Eine Tatsache, die auch Bezirks-Schiedsrichterobmann Anton Guth gut gefiel: „Man hat gemerkt, dass Grindel selbst lange Jahre im Vorstand eines Amateurvereins saß und sich mit dieser Materie auskennt. Für unsere Region ist so ein Besuch natürlich ein tolles Ereignis.“

„Starke Persönlichkeit“

Auch der Bezirksvorsitzende Jürgen Amendinger empfand den Abend positiv: „Grindel ist eine starke Persönlichkeit. Ich habe ihn zum ersten Mal erlebt. Ich denke und haffe, dass er die Interessen des DFB bei den höher geordneten Gremien wie der Fifa sehr gut vertreten kann. Er hat eine gewaltige Kompetenz. Es ist klar, dass das Geld aus der Umverteilung nicht in die Vereine direkt fließen, aber ich denke und hoffe, dass das Geld in die Infrastruktur und in die Landesverbände geht.“ Das sieht auch Norbert Selg, Vorsitzender des FV Neufra so: „Natürlich klappt das nicht, dass das in die Vereine direkt geht, auch in der Frage der Ablöseregelung.“ Aber das Geld könne über die Landesverbände an die kleinen Vereine fließen, umso beispielsweise Lehrgänge zu bezuschussen. „Und: Die Verbände tun ja schon viel. Beispiele sind der Vereinsehrenamtspreis oder das Paket anlässlich der WM 2006, das alle Vereine erhalten haben.“

Und so freute sich auch Stefan Schädle, Abteilungsleiter des SV Uttenweiler, über den gelungenen Abend: „Grindel wirkte auf mich sehr authentisch. Er hat gezeigt, dass er einen Bezug zu den kleinen Vereinen hat. Mit der Gästezahl sind wir absolut zufrieden. Vor einigen Jahren war mal Egidius Braun als DFB-Präsident in Biberach. Da waren 20 Leute da. Deshalb könne wir mit etwas mehr als 120 Gästen sehr zufrieden mit der Resonanz sein.“

Eugen Weggerle, Vorsitzender der SpVgg. Pflummern/Friedingen, und Rolf Rehm, zeigten sich ebenfalls zufrieden mit den Worten Grindels. Natürlich sei der Nutzwert für einen kleinen Verein überschaubar. „Für uns ist natürlich in erster Linie der WFV der Ansprechpartner.“ Dennoch seien die Ausführungen Grindels interessant gewesen, befand Weggerle. Er äußerte einen Wunsch: „Es wäre schön, wenn etwas Derartiges mal von Seiten des WFV käme und man sich die Vertreter aus Stuttgart einmal einer solchen Situation in den Bezirken stellen würden.“ Weggerle erhofft sich dabei vor allem eine Lösung der Schiedsrichterproblematik.

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